Digitales Edieren in der Praxis


DHVLab-Ausbildungsvorhaben "Digitales Edieren in der Praxis"

Folgende DHVLab-Komponenten werden verwendet:

  1. Münchener Editionstool "Squirrel"
  2. MySQL-Datenbank (MySQL bzw. über den virt. Desktop: web.dmz.dhvlab.fo/sql)
  3. Virtueller Desktop
    1. Calc (Start → epcEdit (XML-Editor))
    2. Dia (Start → Anwendungen → Grafik)
  4. Cloud (Import/Export von Dateien in/aus den/dem Virtuellen Desktop)

Quellenbasis:
Urkunden aus der Lehrsammlung der Abteilung für Historische Grundwissenschaften und Historische Medienkunde der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Ziel:

  1. Vermittlung der Grundlagen des digitalen Edierens
  2. Verständnis dafür entwickeln, was es bedeutet, digital zu edieren
  3. Verdeutlichen, dass für das digitale Edieren die selben Fertigkeiten als Grundlage benötigt werden, wie beim "traditionellen" Edieren, darüber hinaus jedoch weitere Qualifikationen
  4. Arbeit mit und Evaluation eines innovativen Editionstool1
  5. Verständnis des technischen Hintergrundes des Tools, d.h. Funktionsweise, Datenverarbeitung, Ergebnisausgabe



Anmerkungen

  1. Das Editionstool "Squirrel" befand sich zum Zeitpunkt des Seminars in der finalen Erprobungsphase und wurde erstmals auf einen spätmittelalterlichen Urkundenbestand angewendet.↩︎

Einführung

Digitaler Wandel in den Historischen Grundwissenschaften

Die Geschichtswissenschaften befinden sich wie alle Geisteswissenschaften derzeit in einem tiefgreifenden Wandel durch die Digitalisierung. Innerhalb der Geschichtswissenschaften hat der digital turn insbesondere die Disziplin der Historischen Grundwissenschaften erfasst.
Was sind die Gründe, die schon relativ früh zu einem Einsatz digitaler Methoden in den Hist. Grundwissenschaften führten?

  1. Weitgreifende Digitalisierung: Immer mehr Schriftgut liegt inzwischen digital vor, darunter insb. auch Urkunden
  2. Quellennahe Forschung: Digitale Techniken können die Arbeit am Original erleichtern
  3. Methodik: Kategorisierung und Merkmalsüberprüfung sowie damit einhergehend ein vergleichender Ansatz sind charakteristisch für grundwissenschaftliche Forschung; diese Arbeitsweise eignet sich in besonderer Weise für die Adaption informationstechnologischer Methoden

Innerhalb der Grundwissenschaften waren es die Diplomatik und die Editorik, die schon frühzeitig auf den Einsatz digitaler Methoden setzten.

  1. Mitte der 90iger Jahre erste Editionen auf CD-Rom
  2. Retrodigitalisierung von in Buchform erschienenen Editionen mit anschließender Onlinestellung
  3. Etablierung der Auszeichnungssprache XML als "Quasistandard" zur Erstellung von born digital-Editionen
  4. Entwicklung von Editionstools, die die Transkription und Auszeichnung von Texten wesentlich vereinfachen

Darauf aufbauend kann die These formuliert werden, dass die Editionswissenschaft der erste geisteswissenschaftliche Bereich ist, in dem der Zusatz "Digital" gestrichen werden kann, da das digitale Edieren mittlerweile zur Normalität geworden ist. Daher stellt sich in der Regel weniger die Frage "ob" digital, sondern "wie".1

Der digitale Wandel spiegelt sich auch auf dem geisteswissenschaftlichen Arbeitsmarkt wieder. Mitarbeiter, die für neu beginnende Editionsprojekte gesucht werden, müssen immer häufiger neben fundierten Kenntnissen aus den Bereichen Paläographie, Diplomatik und Editorik auch grundlegende IT-Kenntnisse vorweisen.
Folgende Grafik (Quelle: Auswertung des Portals HSozKult; Stand 1. Halbjahr 2017) zeigt Stellenausschreibungen (blau), in denen sich Hinweise auf die Bereiche "Edieren" und "digitale Methoden" im Anforderungsprofil gleichermaßen finden, anteilig an der Gesamtheit der Stellenausschreibungen (orange), die sich auf den Bereich "Edieren" beziehen:

anteil_editionen

Aufgaben:

  1. Registrieren Sie sich für das DHVLab unter Auswahl des entsprechenden Labs (DigiEditionen)2. Das Handbuch3 hilft Ihnen für Ihren Einstieg in die Arbeit mit dem DHVLab und seinen Komponenten.
  2. Lesen Sie den einschlägigen Aufsatz von Arnold Esch, Überlieferungs-Zufall und Überlieferungs-Chance, der sich im Kursordner (Virtueller Desktop) befindet.
  3. Bitte ermitteln Sie grundwissenschaftliche Lehrsammlungen im deutschsprachigen Raum.


Hinweise zur Benutzung:

  1. Wir empfehlen für den virt. Desktop die Verwendung des Web-Browsers Google Chrome (andere Browser funktionieren i.d.R. auch)
  2. Beim allerersten Start des virt. Desktops erhalten Sie eine Fehlermeldung → Fenster schließen und nochmals neu öffnen - jetzt funktioniert es.
  3. Für alle Komponenten des DHVLab verwenden Sie stets die gleichen Anmeldedaten.
  4. Anzeigeeinstellungen im virt. Desktop anpassen: Um die Auflösung des virtuellen Desktops an Ihr Endgerät optimal anzupassen, befolgen Sie bitte die Hinweise in unserem Video.



Anmerkungen

  1. Vgl. Sahle, Editionsformen II, S. 154f.↩︎
  2. Registrierung und Anmeldung für den Kurs: Anmeldung.↩︎
  3. Vgl. Einführung in die Benutzung des DHVlab.↩︎

Quellenkunde: Die Lehrsammlung der HGW

Unsere Quellen: Urkunden aus der institutseigenen Lehrsammlung

Im Rahmen der Lehrveranstaltung wird von jedem Teilnehmer eine Urkunde aus der instituseigenen Lehrsammlung bearbeitet. Daher wurde zunächst danach gefragt, welche grundwissenschaftlichen Lehrsammlungen es im deutschsprachigen Raum gibt und welches die verbindenden Charakteristika dieser Sammlungen sind. Gleichzeitig wurde die Lektüre des einschlägigen Aufsatzes von Arnold Esch (Überlieferungs-Chance und Überlieferungs-Zufall) besprochen und dabei diskutiert, inwiefern die darin getroffenen Aussagen auf Lehrsammlungen zutreffen.

Grundwissenschaftliche Lehrsammlungen
  1. Universität Göttingen, Gatterer-Apparat (heute: Landesarchiv Speyer)1
    1. Sammlung von einschlägigem Anschauungsmaterial wie Urkunden, Handschriften, Siegeln und Typaren
    2. Begründet von Prof. Johann Christoph Gatterer (1727-1799)
    3. Wie die einzelnen Stücke in Gatterers Besitz kamen. lässt sich nicht mehr nachverfolgen
    4. Über Umwege gelangte die Sammlung zunächst in die Schweiz und schließlich 1997 in das Landesarchiv Speyer
    5. Heute befinden sich ca. 4500 Urkunden in der Sammlung
  1. Universität Göttingen, Apparatus diplomaticus2
    1. Didaktisch ausgerichtetes "Diplomatisches Cabinet" für die Lehre in der Diplomatik
    2. Sammlung von über 1000 Schriftzeugnissen von der Spätantike über das Mittelalter bis hin zur Frühen Neuzeit
    3. In der Sammlung befinden sich Kaiser- und Königsurkunden, Papst- und Privaturkunden sowie Notariatsinstrumente
  1. Humboldt-Universität Berlin, Paläographisch-diplomatischer Apparat3
    1. Sammlung des ehemaligen Historischen Seminars
    2. Begründet im Jahr 1892
    3. Heute befinden sich in der Sammlung noch 147 Urkunden
  1. Universität Halle, Paläographisch-diplomatische Sammlung4
    1. Zeitgleich mit der Gründung des Historischen Seminars im Jahr 1875 angelegt
    2. Der Grundstock der Sammlung geht auf Ernst Dümmler (1830-1902) zurück
  1. Ludwig-Maximilians-Universität München, HGW-Lehrsammlung5
    1. Vermutlich bereits unter Prof. Henry Simonsfeld (1889-1913) angelegt
    2. In der Lehrsammlung befinden sich italienische Urkunden (15./16. Jahrhundert), deutsche Privat- und Bischofsurkunden des 15.-19. Jahrhunderts, ansonsten überwiegend aus dem ober- und niederösterreichischen Raum
    3. Zu einem späteren Zeitpunkt kamen etwa 90 Handschriftenfragmente (12.-14. Jahrhundert) hinzu
    4. Es handelt sich bei einem überwiegenden Teil um kassierte oder später anderweitig verwendete Stücke
Charakteristika von Lehrsammlungen

1. Lehrsammlungen besitzen einen didaktisch ausgerichteten Charakter (einschlägiges Material)
2. Provenienz- und Pertinenzprinzip sind auf sie nicht anwendbar
3. Die Zusammensetzung von Lehrsammlungen geht oft auf dieSammelinteressen ihrer Begründer zurück
4. Es handelt sich bei den darin befindlichen Stücken oft um Stücke, denen wenig "historischer Wert" beigemessen wurde (Überrest)
5. Dadurch, dass es sich häufig um kassierte oder später anderweitig verwendete Stücke handelt, kann - mit Blick auf die Kernaussagen von A. Esch - die These aufgestellt werden, dass sich in Lehrsammlungen zahlreiche Stücke finden, die ohne den Überlieferungszufall, dem sie den Eingang in diese Sammlungen verdanken, vermutlich nicht überliefert worden wären
→ Gerade vor diesem Hintergrund erscheint ihre Edition für den Historiker interessant und lohnend, da sie einen Blick in das 'alltägliche Leben' werfen, welches hinsichtlich der Überlieferungschance stets "benachteiligt"6 war.




Anmerkungen

  1. Kurze Geschichte des Gatterer-Apparats auf Kurpfalzarchiv.de (Quelle: Pressemitteilung Staatsarchiv Speyer).↩︎
  2. Diplomatischer Apparat, Universität Göttingen.↩︎
  3. Vgl. Eintrag auf Universitätssammlungen.de (mit weiterführenden Literatur-Hinweisen).↩︎
  4. Vgl. Eintrag auf Universitätssammlungen.de (mit weiterführenden Literatur-Hinweisen).↩︎
  5. HGW-Lehrsammlung auf monasterium.net.↩︎
  6. A. Esch, Überlieferungs-Chance und Überlieferungs-Zufall, S. 540.↩︎

Digitale Editionen: Grundlagen

Gedruckte vs. Digitalisierte vs. Digitale Editionen

Das digitale Edieren ist eine Fortführung des klassischen Edierens. Zusätzliche (digitale) Kompetenzen sind erforderlich - das Handwerkszeug der historisch-kritischen Textwiedergabe bleibt jedoch auch im digitalen Raum unerlässliche Grundlage.

" Nie aber wird ein auch nur maßvoll normalisierter Editionstext, der allein im Druck greifbar ist, leisten können, was durch eine digitale Edition ermöglicht wird."1

Was aber ist eine "digitale Edition"?

Eine digitale Edition zeichnet aus, dass sie nicht nur im digitalen Raum vorhanden ist, sondern einem digitalen Paradima folgt. Die editorische Arbeit folgt dabei der Vorgabe, "die Edition von Grund auf neu zu denken."2 Patrick Sahle zufolge werden digitale Editionen nicht mehr nach den Vorgaben traditioneller Druckausgaben gedacht, sondern unmittelbar in den Strukturen einer digitalen Umgebung entworfen (born-digital). Eine digitale Edition kann somit nicht ohne den Verlust wesentlicher Funktionalitäten in eine gedruckte Ausgabe übertragen werden. Nicht unter den Begriff "Digitale Edition" fällt nach dieser Definition das Onlinestellen früherer Print-Ausgaben, auch wenn sie als durchsuchbarer Hypertext angeboten werden. Beispiele:

  1. Ivo of Chartres
  2. Benedictus Levita
  3. Deutsche Reichstagsakten online


Eine kleine Auswahl an Meilensteinen digitaler Editorik:

  1. Jahrrechnungen der Stadt Basel 1535 bis 1610: Interaktiv - Daten können in verschiedenen Formaten ausgegeben werden, in den einzelnen Listen können Berechnungen durchgeführt werden.
  2. Digitale Edition des steirisch-landesfürstlichen Marchfutterurbars von 1414/1426: Textwiedergabe erfolgt in verschiedenen, separat anwählbaren Normalisierungsgraden
  3. Briefe und Texte aus dem intellektuellen Berlin um 1800: Verschiedene Ausgabeformate (Diplomatischer Abdruck, Lesefassung, XML-Version) werden parallel angeboten

Die Anzahl an Digitalen Editionen ist mittlerweile kaum noch zu überblicken. Einen Überblick bieten folgende Sammlungen:

  1. Patrick Sahle, Catalog of digital scholary editions
  2. Katalog der Österreichischen Akademie der Wissenschaften

Wie stellt sich dies im Detail dar? Im Folgenden werden die Charakteristika einer born-digital-Edition ihrem gedruckten Pendant gegenübergestellt. Welche davon können - zum Beispiel bei einer hybriden Ausgabe - in die Druckform übernommen werden, welche nicht?

1. Ökonomische Faktoren
Merkmal Digitale Edition Druckedition
Zugang Open Access Kostenpflichtig
Raum Unbegrenzt; dauerhaftes Hosting muss gewährleistet sein Kosten steigen mit Anzahl der Seiten
Visualisierung Abbildung des Originals bereits heute State of the art Faksimile-Ausgaben sind die Ausnahme
Einsatz von Farbe Informationen hervorheben, Kürzungen kenntlich machen Mit erhöhten Kosten verbunden, daher nicht üblich
Internationalität Beschreibtexte, Regesten in mehreren Sprachen möglich Mit erhöhten Kosten verbunden

2. Funktionalitäten
Merkmal Digitale Edition Druckedition
Durchsuchbarkeit Suchmaske, Volltextsuche, Register Register
Normdaten & Metainformationen Sofern vorhanden, stets verlinkbar Wiedergabe ohne Interaktivität
Interaktivität Nutzerzentrisch: z.B. Auswahl versch. Textwiedergaben Statisch

3. Materialität
Merkmal Digitale Edition Druckedition
Veröffentlichung Work in Progress = frühzeitig Finale Version
Fortführung Nach Veröffentlichung erweiterbar/adaptierbar (nur wenn Mittel vorhanden!) Statisch, ggf. durch Neuauflage (Kosten)
Renommee Anbindung an Institution wichtig; Verantwortlichkeiten klar benennen Verlag/Verlagsort fungiert als Qualitätsschranke

4. Textwiedergabe
Merkmal Digitale Edition Druckedition
Perspektive Multiperspektivität (Historiker und Sprachwissenschaftler) Monoperspektive (ausKostengründen)
Logische Struktur Schriftstücke werden in ihrer Gesamtheit wiedergegeben Stücke unterliegen einer Logik der Seitenzählung
Textkritik Kann sehr ausführlich erfolgen Wird ggf. durch Seitenrestriktionen vorgegeben
Zitierfähigkeit Referenzierung von Absatzmarken Seitenweise Zitation
Normalisierung Ohne Restriktionen Weitgehend ohne Restriktionen


Fazit

Bei digitalen Editionen liegen viele Vorteile auf der Hand:

  1. Es entfällt die Raumbegrenzung des Buches.
  2. Eine Orientierung an Seiten und anderen Vorgaben (z.B. dass sich Fußnoten stets am Ende einer Seite befinden müssen) entfällt.
  3. Die Beigabe des Faksimiles gehört mittlerweile zum gängigen Standard.
  4. Die Anreicherung mit Norm- und Metadaten erleichtert nicht nur die Durchsuchbarkeit, sondern ermöglicht die Vernetzung mit anderen digitalen Angeboten hin zu einem digitalen Wissensraum.
  5. Verschiedene Grade der parallelen Textwiedergabe bedienen die Ansprüche verschiedener Fachdisziplinen und tragen zu einer Beilegung des "Methodenstreits" zwischen Linguisten und Historikern bei.
  6. Innovative Formate gehen über die reine Darbietung des Textes bereits weit hinaus und bieten dem Nutzer einen interaktiven Zugang zum Material (vgl. Baseler Jahrrechnungen).


Die Buchform stellt heute nur noch EINE Art der Publikation von Forschungsergebnissen dar. Dies gilt insbesondere im Bereich der Editionswissenschaft. Das gedruckte Buch bleibt für die Fachwissenschaft auch künftig unersetzlich. Jedoch besitzen Digitale Editionen eine Reihe an Vorteilen, die in eine gedruckten Fassung nicht übernommen werden können. Ihnen kommt daher eine immer größere Rolle zu.




Anmerkungen

  1. M. Thumser, Zehn Thesen zur Edition deutschsprachiger Geschichtsquellen (14.-16. Jahrhundert), S. 16.↩︎
  2. P. Sahle, Digitale Editionsformen, Bd. 2, S. 125), S. 16.↩︎

Einführung in das Editionstool

Editionstool "Squirrel"

Zum Einsatz kommt im Kurs das an der LMU München durch Prof. Dr. Mark Sven Hengerer und Dr. Gerhard Schön entwickelte und durch eine Projektgruppe stetig weiter verbesserte Editionstool "Squirrel". Squirrel entstand vor dem Hintergrund, Studierenden, Doktoranden und Wissenschaftler/-innen verschiedener Disziplinen (u.a. Geschichtswissenschaften, Germanistik, Linguistik) ein Hilfsmittel an die Hand zu geben, um Editionen zu erarbeiten, die sich durch hohe Qualitätsstandards auszeichnen.

Vorteil: Durch die Anbindung des Editionstools an die Infrastruktur des DHVLab können Studierende wie wissenschaftlich interessierte Nutzer gleichermaßen durch einmalige Registrierung im DHVLab das Tool nutzen. Die Daten, die im Editionsprozess entstehen, werden dauerhaft und sicher auf den Servern der IT-Gruppe abgelegt. Damit bietet sich gerade auch für kleinere Projekte die Gelegenheit, ihre Daten an einem sicheren Ort und institutionell angebunden abzulegen.
Durch Kooperationen des Entwicklerteams u.a. mit dem Centrum für Informations- und Sprachverarbeitung (Dr. Maximilian Hadersbeck) - kurz CIS - wird das Editionstool um Funktionalitäten erweitert und in seiner Einsatzvielfältigkeit noch verstärkt.

Projektwebseite des Editionstools "Squirrel"

Benutzung des Editionstools:
! Wichtiger Hinweis: Durch die sukzessiven Verbesserungen und Erweiterungen am Editionstool können die im folgenden genannten Hinweise zur Benutzung Veränderungen unterliegen !

Aufbau und Benutzung des Editors

Startmenü
  1. Anmeldung: Melden Sie sich mit den Benutzerdaten an, die Sie bei Ihrer Registrierung im DHVLab erhalten haben
  2. Anschließend werden Sie auf die Übersichtsseite weitergeleitet (siehe Abb. 1).
  3. Dort befindet sich auf der rechten Seite eine Liste aller bereits hochgeladenen Schriftstücke.
  4. Auf der linken Seite befindet sich eine Suchmaske, die eine detaillierte Suche nach einem bestimmten Schriftstück (z.B. über zugehörige Metadaten) ermöglicht.
  5. Sobald Sie ein Schriftstück anklicken, öffnet sich im unteren Bereich eine Detailseite, die Ihnen alle zugehörigen Informationen sowie Abbildungen des ausgewählten Stückes ausgibt.
Squirrel_start
Startmenü: Hinzufügen eines Datensatzes
  1. Drücken Sie die Taste "F9".
  2. Es öffnet sich das Kontextmenü (vgl. Abb. 2). Durch Klick auf das graue Dreieck öffnet sich ein Eingabedialog für den Import der Bilddatei Ihres Schriftstückes. Sie können auch mehrere Bilddateien hochladen (z.B. bei einem mehrseitigen Brief), indem Sie wiederum auf das graue Dreieck klicken.
  3. Anschließend können Sie die zugehörigen Metadaten eingeben, wie z.B. Archivsignatur, Ausstellungsort und -datum.
  4. Tipp (um fehlerhaften Upload zu vermeiden): Speichern Sie den Datensatz zunächst nur mit den zugehörigen Bildern mit Klick auf den zugehörigen Button (grünes Pluszeichen). Doppelklicken Sie anschließend auf den soeben angelegten Eintrag in der Liste der vorhandenen Schriftstücke. Fügen Sie anschließend die gewünschten Metadaten hinzu.
  5. Sollte der neu hochgeladene Eintrag nicht sofort angezeigt werden, loggen Sie sich erneut bei Squirrel ein.
Einfuegen
Transkriptionsumgebung
  1. Um mit der Transkription Ihres Schriftstückes zu beginnen, klicken Sie auf den entsprechenden Eintrag in der Liste der Schriftstücke. Es öffnet sich im unteren Bildschirmbereich eine Detailseite inklusive einer verkleinerten Abbildung Ihres Schriftstückes. Klicken Sie darauf, um in die Transkriptionsumgebung zu gelangen (vgl. Abb. 3).
  2. Tipp: Sie können mit dem Mausrad in die Abbildung hineinzoomen.
  3. Beginnen Sie nun mit der Transkription, in dem Sie den Text in den weißen Bereich auf der rechten Bildschirmseite Wort für Wort, Zeichen für Zeichen eingeben.
  4. Verknüpfung der Transkription mit der Abbildung:
    1. Markieren Sie im weißen Bereich auf der rechten Bildschirmseite das erste Wort (z.B. "Heinrich") Ihrer Transkription.
    2. Suchen Sie im Digitalisat die Stelle, an der sich das Wort "Heinrich" befindet.
    3. Drücken Sie die Alt-Taste und ziehen Sie mit der Maus ein Fenster auf, welches das komplette Wort (Heinrich) im Digitalisat umfasst.
    4. Lassen Sie die Maustaste los - ein Kästchen um das transkribierte Wort im Digitalisat signalisiert, dass das Wort aus der Transkription mit dem zugehörigen Bildausschnitt verknüpft wurde.
  5. Möchten Sie eine fehlerhafte Verknüpfung löschen, klicken Sie entweder auf das entsprechende Kästchen im Digitalisat oder markieren Sie das entsprechende Wort in Ihrer Transkription und drücken Sie "Esc".
  6. Leerzeichen, Satzzeichen etc. können beliebig zwischen den Kästchen gesetzt werden.
  7. Zeilenumbrüche signalisieren werden durch das Zeichen | (Alt Gr + |) signalisiert; das System interpretiert dieses Zeichen als Umbruch.
  8. Vergessen Sie nicht, vor dem Verlassen der Transkriptionsumgebung zu speichern. Möchten Sie eine Änderung nicht speichern, verlassen Sie die Umgebung über den Button "Zurück" (roter Pfeil).
Transkriptionsumgebung
Transkriptionsumgebung: Tagging
  1. Es gibt drei verschiedene Arten, transkribierte Wörter zu taggen (auszuzeichnen bzw. um Metainformationen anzureichern):
    1. Parameter-Auszeichnung: Tags (grau markiert), denen Zusatzinformationen beigegeben werden: Personen, Orte (Abschnitt D im Tagset). Beispiel: Markieren Sie zunächst einen vollständigen Personennamen (z.B. "Heinrich von Hakkenberg") und klicken Sie dann auf das Tag "Person". Es erfolgt eine entsprechende Auszeichnung in der Transkription. Doppelklicken Sie nun das so markierte Tag. Es öffnet sich ein Dialogfenster, in das Sie die GND-Nummer (Normdatei) der Person - sofern vorhanden - eingeben können.
    2. Blockauszeichnung: Tags (gelb markiert), durch die größere Passagen in einer Transkription gekennzeichnet werden (z.B. Formularbestandteile von Urkunden wie Protokoll, Kontext und Eschatokoll (Abschnitt A im Tagset) oder textkritische Anmerkungen/inhaltliche Erläuterungen (Abschnitt C im Tagset)).
    3. Inline-Auszeichnung: Alle anderen Tags, die keine Parameter besitzen und sich nicht über eine größere Passage erstrecken (z.B. Abschnitt D im Tagset wie 'hochgestellt', 'unterstrichen', 'durchgestrichen').
  2. Allgemein gilt: Elemente können sich überlagern, d.h. innerhalb einer Blockauszeichnung können Personen, Orte oder andere Auszeichnungen vorgenommen werden (vgl. Abb. 4).

Weitere Tipps für die Arbeit mit dem Editor:

  1. Achten Sie immer darauf, wo sich der Cursor im Transkriptionsfeld befindet - genau dort wird beim Loslassen der linken Maustaste ein Kästchen angelegt
  2. Sie können zunächst den Text Ihrer Transkription vollständig eingeben und ihn anschließend mit dem Digitalisat auf oben beschriebene Weise verknüpfen. Dies kann sinnvoll sein, wenn der Transkriptionstext bereits in weiten Teilen vorliegt.
  3. Achten Sie darauf, dass - wenn Sie mit mehreren Benutzern ein Schriftstück gemeinsam bearbeiten - Sie sich nach Abschluss Ihrer Arbeit die Transkriptionsumgebung verlassen (d.h. Änderungen speichern oder abbrechen). Diese ist während Ihres Bearbeitungszeitraumes für andere Personen gesperrt.
Auszeichnungen
Einschub: Warum wird getaggt?
  1. 1. Stichwort "Extensible Markup Language" (XML): Die Auszeichnung von Transkriptionen in XML ist in den Editionswissenschaften und den Geisteswissenschaften im Allgemeinen heute ein "Quasi-Standard". Es ist daher sinnvoll, auch aus Gründen der Nachnutzbarkeit, durch die Arbeit mit dem Editionstool einen Text vorzulegen, der diesem Standard entspricht. Gleichzeitig wird durch die Ablage der Daten (und der zugehörigen Tags) in einer relationalen Datenbank eine Weiterverarbeitung in verschiedenen technischen Kontexten ermöglicht.
    Praktisch gesehen bedeutet dies: Jedes Mal, wenn im Editor ein Kästchen um ein Wort gezogen wird, wird in der Datenbank ein XML-Tag abgelegt und mit dem auszuzeichnenden Wort verknüpft. Durch diese einheitliche Form der Textauszeichnung kann später eine ansprechende und relativ einfach zu verwaltende Wiedergabe im Netz generiert werden: Mit Hilfe von XSLT kann an zentraler Stelle in der entsprechenden Style-Information die Ausgabe einzelner Elemente angepasst werden. Dies gilt ebenso für eine etwaige Druckfassung der Edition.
  2. 2. Unterstützung beim Transkriptionsprozess: Durch das Tagging wird das jeweilige transkribierte Wort mit dem zugehörigen Bildausschnitt verknüpft. Die Bildausschnitte werden auf dem Webserver abgelegt. Klickt man im Transkriptionsmodus ein Wort an, werden Transkriptionsvorschläge am oberen Bildschirmrand angezeigt (vgl. Abb. 5), die in kniffligen Fällen eine wertvolle Unterstützung bei der Lesung darstellen.
    Tipp: Mit Doppelklick auf eines der angezeigten Vorschlagbilder gelangt man unmittelbar in die Transkription des zugehörigen Schriftstückes.
    Hinweis: Bei den Vorschlägen handelt es sich um menschliche Eingaben und nicht um automatische Texterkennung (
    Optical Character Recognition''). Sie sind daher stets 'mit Vorsicht zu genießen', um
    Fehlerreproduktion zu vermeiden. (N.B.: Der kritische Blick ist bei automatisierten OCR-Verfahren selbstverständlichin selbiger Weise''' notwendig!)
Fundstellen
Werkzeuge

Unter dem Reiter "Werkzeuge" ist insbesondere die Rubrik "Korrekturstellen" von Bedeutung. Hier können Sie nach einem Wort Ihrer Wahl suchen, um dessen Schreibweise in verschiedenen Schriftstücken zu vergleichen, oder Fehler in der Transkription zu identifizieren. Geben Sie das gewünschte Wort in die Suchleiste ein und klicken Sie zum Abschicken der Suchanfrage erneut auf "Korrekturstellen" im Menü auf der linken Seite. Es werden Ihnen nun alle Bildausschnitte angezeigt, die Ihrer Anfrage entsprechen. Wie in der Transkriptionsumgebung gelangen Sie durch Doppelklick direkt an die entsprechende Stelle im zugehörigen Schriftstück.
Die unscharfe, trunkierte Suche ermöglicht eine entsprechende Ausweitung der Trefferergebnisse ("%der%" gibt beispielsweise auch "oder", "andern" oder "hundert" aus). Es bietet sich, insbesondere bei der Arbeit im Team an, ein Zeichen für die Kenntlichmachung von Unsicherheiten in der Lesung zu verwenden (z.B. "€", da dieses Zeichen in handschriftlichen Texten vor Einführung des Euros nicht existiert). Sucht man nun nach "%€%", werden alle als unsicher markierten Worte ausgegeben. Der versierte Paläograph kann daraufhin unsichere Fälle lösen.
Weiteren Möglichkeiten der Kennzeichnung von Unsicherheiten sind keine Grenzen gesetzt: Beispielsweise kann die Anzahl der fehlenden Buchstaben in einem Wort durch die entsprechende Anzahl an Unt_rstri_hen kenntlich gemacht werden. Unsicherheiten bei Groß-/Kleinschreibung können z.B. durch einen nach oben gerichteten Pfeil markiert werden.

Neben den Korrekturstellen finden sich im Bereich "Werkzeuge" auch vorläufige Personen- und Ortsregister. Diese werden automatisch auf Grundlage der Textauszeichnungen generiert. Geordnet nach der Reihenfolge der Markierungen in den transkribierten Schriftstücken, werden sie jeweils mit einem Verweis auf das zugrundeliegende Schriftstück aufgelistet.

Übungsaufgabe (Kurs)

Zum Einstieg in die Arbeit mit dem Editionstool dient eine Urkunde aus der Lehrsammlung der Abt. Historische Grundwissenschaften der Ludwig-Maximilians-Universität München:
DE-LMUHGW|Urkunden|20 (1381 März 1, Wien)

Aufgabe:

  1. Laden Sie das Digitalisat der genannten Urkunde wie beschrieben im Editionstool hoch und versehen Sie es mit den zugehörigen Metadaten.
  2. Transkribieren Sie die drei Ihnen am Ende der Sitzung zugewiesenen Textzeilen und zeichnen Sie die Transkription mit Hilfe des zur Verfügung stehenden Tagsets aus.
  3. Überlegen Sie sich in Hinblick auf die kommende Sitzung, welche Regeln (= Editionsrichtlinien) Ihnen bei der Transkription spätmittelalterlicher Privaturkunden sinnvoll erscheinen. Ist das Tagset hierfür ausreichend oder werden Ergänzungen benötigt?
  4. Machen Sie sich Gedanken darüber, welches Stück aus dem Münchener Bestand auf monasterium.net Sie für Ihre Edition (= Leistungsnachweis) gerne bearbeiten möchten - vorzugsweise aus dem 14. Jahrhundert.


Nach dem Einstieg in die Arbeit mit dem Editionstool stehen in der folgenden Lehreinheit Lesestrategien im Vordergrund, die bei der Annäherung an ein Schriftstück hilfreich sind.


Lesestrategien

Folgt in Kürze.